Neulich habe ich bei Sätze und Schätze vorbeigeschaut und dabei das Bloggerprojekt „Der Hund in der Literatur – oder wie drei Bloggerinnen auf den Hund kamen“ entdeckt.

© Sabine Delorme

© Sabine Delorme

Begeistert von der Idee kam mir das Buch „Winter in Maine“ von Gerard Donovan in den Sinn, das ich schon vor einigen Jahren gehört habe. Es ist eines der Bücher, die man nie wieder vergisst und das zu meinen Lieblingsbüchern gehört, obwohl ich mir geschworen habe es nie mehr zu lesen, bzw. zu hören. Denn es brach mir, kurz nach dem Tod meines geliebten Hundes, zum zweiten Mal das Herz.

Ich lasse mir gerne vorlesen. Besonders wenn Roman und Vorleser zu einer so wunderbaren Einheit werden, wie beim Hörbuch „Winter in Maine“ gelesen von Markus Hoffmann. Die Sprache des Romans ist einzigartig. Hier sitzt jeder Satz, auch wenn manchmal der Wind so heftig um die Hütte weht, dass einzelne Buchstaben weg zu wirbeln scheinen.

Julius Winsome ist ein 51 jähriger Einzelgänger. Er lebt nach dem Tod seines Vaters und seines Großvaters zusammen mit über 3000 Büchern in einer Hütte in den einsamen Wäldern von Maine. Wenn er Geld braucht nimmt er Gelegenheitsjobs an, ansonsten verbringt er seine Zeit lesend und in sich ruhend alleine.
Für einen kurzen Sommer tritt eine Frau in sein Leben und bevor sie aus diesem wieder verschwindet, überredet sie Julius, sich einen Hund zuzulegen. Im Tierheim entscheidet er sich spontan für Hobbes, einen jungen Pitbullterrier. Hobbes tröstet ihn über den Verlust von Claire hinweg und wird fortan zu seinem besten Freund.
Bis zu dem Tag an dem Hobbes nicht mehr zur Hütte zurückkehrt. Es sind Schüsse gefallen, was nicht ungewöhnlich ist, denn im Winter kommen viele Jäger in die einsamen Wälder von Maine um Hirsche und Bären zu jagen. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Wartens entdeckt er Hobbes blutüberströmt im Blumenbeet liegend. Hobbes ist grausam und aus nächster Nähe mit einer Schrotflinte erschossen worden. Danach ist für Julius nichts mehr, wie es war. Er will den Mörder von Hobbes finden und startet eine Plakat-Aktion. Kurz nachdem er das erste Plakat aufgehängt hat, werden er und seine Suchaktion verschmäht.

Winter in Maine-2
Danach eliminiert er jeden Jäger, der sich in sein Revier vorwagt, in der Hoffnung, dass einer der Sterbenden zugibt Hobbes erschossen zu haben. Er will Rache. Er agiert kaltblütig, überlegt, klug und nur manchmal scheint er paranoid. Manchmal fühlt es sich ein bisschen erschreckend an, wenn man bemerkt, dass man immer auf Julius Seite ist, einfach weil man ihn versteht. Er liest Shakespeares Sonette. Er ist kein Killer. Er ist ein Mann, der alles verloren glaubt und der doch zum Schluss die Größe hat dem Mörder von Hobbes zu vergeben. Aus Liebe.
Es ist ein Buch über das Alleinsein, über Selbstjustiz, über Verlust und Angst und über die grenzenlose Liebe zu einem Hund.
Es ist Winter in Maine und der Schnee fällt auf Hobbes Grab.

Über den Autor: Gerard Donovan, 1959 in Irland geboren, studierte Philosophie und lebt mit seinem Pitbull-Terrier Hobart in den Wäldern nördlich von New York. Winter in Maine wurde von der Zeitung „The Guardian“ zum Buch des Jahres 2008 ausgezeichnet.

© Steinbach

© Steinbach

Winter in Maine von Gerard Donovan und übersetzt von Thomas Gunkel gibt es als:
Hörbuch: 5 CDs, gelesen von Markus Hoffmann, Schwäbisch Hall: Steinbach Sprechende Bücher, 2010, ISBN 978-3-86974-007-2 Und wer lieber selbst liest auch als:
Buch: München: Luchterhand, 2009, 206 Seiten, ISBN 978-3-630-87272-8, als Paperback, 978-3-442-74224-0 und als ebook, ISBN 978-3-641-16801-8

 

 

 

 

 


2 Kommentare

Birgit · 22. Januar 2017 um 18:07

Liebe Susanne,
wunderbar, dass Du Dich hast von unserem Projekt anstecken lassen und das Buch resp. Hörbuch hier vorstellst. Die Handlung und Deine Besprechung haben mich sehr neugierig gemacht – geht es da doch um ganz elementare Gefühle.
Dass Dir aufgrund deines Abschieds von Deinem Hund schwerfiel zu hören, kann ich gut nachvollziehen – Hunde wachsen einem so ans Herz, gehören so zur Familie, wenn sie gehen, da fehlt eine Persönlichkeit.
Danke für deine Rezension – in den nächsten Tagen mache ich mal einen Sammelbeitrag zu #lithund, da werde ich nochmals darauf verlinken.
Einen schönen Abend wünscht Dir Birgit

Susanne · 22. Januar 2017 um 22:26

Liebe Birgit,
es ist wirklich ein sehr besonderes Buch und daher freut es mich sehr, dass meine Besprechung dich so angesprochen hat.
Danke für deine lieben Worte.
Ich finde eure Projektidee ganz wundervoll und bin schon sehr gespannt auf den Sammelbeitrag.
Herzliche Grüße
Susanne

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