Neues zur Mensch Hund-Hund-Beziehung von Clive Wynne
Ganz ehrlich: Am Anfang war ich etwas skeptisch. Was ganz witzig war: dem Autor Clive Wynne ging es genauso.
Vielleicht sollte ich euch deshalb erst einmal den Autor vorstellen:
Dr. Clive D. L. Wynne ist Professor der Psychologie und Experte für Hundeverhalten. Er wuchs auf der Isle of Wight auf, studierte in London und promovierte in Edinburgh. Er forschte und lehrte an der Ruhr-Universität Bochum, an der Duke University, der Universität Konstanz, der University of Western Australia und der University of Florida, bevor er 2013 die Leitung des Canine Science Collaboratory an der Arizona State University übernahm. Außerdem ist er Forschungsleiter des Wolfsparks in Battle Ground, Indiana.
Sehr vieles am Verhalten von Hunden deutet darauf hin, dass sie sich mit großer Macht von Menschen angezogen fühlen. Das ist nicht nur bei liebevoll umsorgten Familienhunden so, sondern auch bei Straßenhunden.
Warum ist das eigentlich so und wo hat diese Verhaltensweise, die Hunde von vielen anderen Tieren unterscheidet, seinen Ursprung?
Clive Wynne nahm mich auf eine sehr spannende, fast 300 Seiten starke (Forschungs-)Reise mit.
Ich begleitete ihn zu Charles Darwin, einem der ersten Wissenschaftler, der über die Beziehung von Hunden und Menschen nachdachte und schrieb, ich erforschte zusammen mit ihm wissenschaftliche Studien, die sich mit dem Gesichtsausdrücken von Hunden beschäftigen, wir nahmen Teil an einem Experiment, in dem Hunde lernten unbeweglich in einem Kernspintomographen zu liegen, damit ihre Gehirnaktivitätsmuster untersucht werden konnten.
Ratet doch mal wann bei Hunden eine höhere Gehirnaktivität stattgefunden hat: beim Anblick ihres Menschen oder beim Anblick eines Hot Dogs?
Viele Hundebesitzer kennen die Wirkung von Oxytocin, auch bekannt als „Kuschelhormon“, aber habt ihr gewusst, dass der Oxytocingehalt sowohl beim Menschen als auch beim Hund ansteigt, wenn sich beide in die Augen blicken? Oder wusstet ihr, dass sich die Herzfrequenz ebenfalls anpasst, wenn Mensch und Hund zusammen sind?
Ein spannender Test war auch dieser: ein Raum, ein Stuhl, auf dem eine Bezugsperson sitzt und um den ein Kreis von 1 Meter Radius gezogen wurde. Dauer: 2 Minuten. Der Test wurde mit Hunden und handaufgezogenen Wölfen durchgeführt. Was vermutet ihr, wer verbrachte während der 2 Minuten mehr Zeit innerhalb des Kreises?
Es gibt noch viele weitere Tests und Studien, die beweisen, dass der Hund zwar vom Wolf abstammt, sich aber mit Ende der Eiszeit zu einer eigenen Art entwickelte und dass vermutlich während der letzten vierzehntausend Jahre eine kleine Veränderung in ihren Genen stattgefunden hat. Diese winzige Mutation verwandelte Hunde von Tieren, vor denen man sich in Acht nahm, zu liebevollen Wesen, die gern und schnell emotionale Bindungen eingehen.
Mein Fazit:
Ein Buch, das sehr viele spannende Einblicke in die aktuellsten wissenschaftlichen Untersuchungen gibt und diese Erkenntnisse sehr verständlich und kompakt vermittelt. Ein Buch für jeden Hundebesitzer, der ein bisschen mehr über seinen Hund wissen möchte. Und ein Buch, das zum Nachdenken anregt – nicht nur das Kapitel „Hunde verdienen Besseres“ über Hunde, die ihr Leben in Tierheimen fristen, ohne Chance wieder in eine Familie zu kommen und über grausame und antiquierte Trainingsmethoden .
Und ja: Hunde lieben uns – das ist jetzt auch wissenschaftlich bewiesen. Aber haben wir das nicht schon immer gewusst 🙂
Und zum Schluss noch ein Zitat des Autors:
„Von einem Hund geliebt zu werden ist ein großes Privileg, vielleicht eins der schönsten im Leben eines Menschen. Dessen sollten wir uns würdig erweisen.“
Wynne, Clive: … und wenn es doch Liebe ist: Neues zur Mensch-Hund-Beziehung, 286 Seiten, Nerdlen / Daun: Kynos Verlag, 2019, ISBN 978-3-95464-205-2, Euro 24,95.
Dieses interessante und wissenswerte Buch hat mir der Kynos Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
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