Was wäre, wenn wir Menschen plötzlich von der Erde verschwinden würden und alle Hunde auf sich gestellt wären?
Als ich neulich mal wieder durch das tolle Verlagsprogramm des Kynos Verlags stöberte, bin ich sofort auf diesen außergewöhnlichen Buchtitel aufmerksam geworden. Noch ohne das Buch in den Händen gehalten zu haben, fragte ich mich: „Wer kommt denn auf so ein spekulatives Thema?“
Bei den Autoren handelt es sich um Marc Bekoff (emeritierter Professor für Ökologie und Evolutionsbiologie an der Universität von Colorado, Boulder) und Jessica Pierce (freie Dozentin an der Fakultät für Bioethik und Geisteswissenschaften an der Universität von Colorado, Denver).
Von diesen zwei hochrangigen Wissenschaftlern begleitet, ging ich auf die spannende Expedition in eine posthumane Zukunft und nahm teil an ihrem ungewöhnlichen Gedankenexperiment.
Die Forschungsreise hat mir gut gefallen, auch wenn wir nicht nur an schönen, sondern oft an düsteren Orten vorbeikamen. Außerdem hat meine Reise viel länger gedauert, als ich dachte, da ich öfters mal einen Zwischenstopp einlegen musste – um über das Gelesene nachzudenken. Dieses Gedankenexperiment über die Zukunft, in dem Hunde wieder zu wilden Tieren werden, lädt vor allem auch dazu ein, über die aktuelle Mensch-Hund-Beziehung nachzudenken und wie wir unseren Hunden ein artgerechtes Leben bieten können.
- Welcher Hund würde wie überleben, wenn nach 20.000 Jahren Domestizierung die Koexistenz mit uns Menschen plötzlich enden würde und schlummert in unseren Vierbeinern noch so viel Wolf, dass sie flugs wieder zu ihren Vorfahren werden würden?
- Wie sieht der Hund der Zukunft aus – welche Hundepersönlichkeit wird erfolgreich überleben?
- Wie würde eigentlich die “Hundtopie” meines Vierbeiners aussehen, wenn er reden könnte? Dies bringt mich auch gleich zu der spannenden Frage: Wären Hunde ohne uns eigentlich besser dran? Diese Frage kann ich zumindest mal gleich beantworten: Ja. Und nein.
Hunde leben in sehr unterschiedlichen Beziehungen mit uns Menschen. Ein artgerecht gehaltener, geliebter Hund wird seinen Menschen sicherlich sehr vermissen und der soziale Verlust wird hoch sein. Ein Hund, der misshandelt und geschlagen wird, der sein Leben an der Kette, in einem Versuchslabor oder in einer Welpenfabrik fristet, sicherlich nicht. Verwilderte Hunde werden die Müllberge vermissen, jedoch weniger unsere Gesellschaft. In einer menschenleeren Zukunft müssten Hunde auch nicht mehr unseren Erwartungen gerecht werden. Hunde sind hochsoziale Lebewesen und werden von uns oft zu Verhaltensmustern gezwungen, die einem solitären Lebewesen entsprechen. Wird der posthumane Hund daraus resultierend verstärkt Rudel bilden?
Am Ende ergibt sich ein spannendes Bild. Auf die posthumane Zukunft, aber auch auf das Hier und Jetzt. Mehr verrate ich nicht – aber ich kann das Buch jedem empfehlen, der gerne ausgetretene Pfade verlässt, am Querdenken und an der spekulativen Biologie Spaß hat.
Dieses interessante und hochspannende Buch hat mir der Kynos Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
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