Ist es möglich, dass unsere Hunde an vergleichbaren psychischen Erkrankungen leiden, wie wir?

Können Hunde ebenfalls unter Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen, ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen), PTBS (Posttraumatische Belastungsstörungen), Suchterkrankungen, Asperger oder gar Autismus leiden?

Habt Ihr Verhaltensveränderungen bei eurem Hund bemerkt, die ihr nicht richtig einordnen könnt? Oder habt ihr schon vieles ausprobiert und nichts hat richtig geholfen? Der Leidensdruck bei eurem Hund steigt und ihr wisst nicht mehr weiter? Dann kann dieses Buch eine große Hilfe darstellen.

Das Leben unserer Hunde hat sich im letzten Jahrhundert – vor allem in den Industrienationen – stark verändert. Aus Streunern oder Hofhunden wurden Familienmitglieder. Viele Hunde sind nicht mehr auf sich allein gestellt, leben in Sicherheit, werden gefüttert, gestreichelt und bei Krankheit versorgt. Auf den ersten Blick hat sich das Leben der meisten Hunde spürbar verbessert. Doch es gibt auch negative Faktoren, wie z.B.:

  • Einschränkung der Sozialisierungs- und Kontaktmöglichkeiten zu anderen Hunden
  • Selektive Zucht auf äußere Merkmale und die damit zwangsläufig einhergehend die Begrenzung der genetischen Vielfalt
  • Die häufig fehlende Sachkunde, gekoppelt mit dem nicht Erkennen oder ernst nehmen von Verhaltensauffälligkeiten
  • Emotionale Ansteckung
  • Aversive und falsche Trainingsmethoden
Schaubild Faktoren für Erkrankungen

Diese und andere negative Faktoren können psychische Erkrankungen beim Hund auslösen. Das Wichtigste ist, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen. Da Hunde nicht sprechen können, liegt es an uns verändertes Verhalten zu erkennen und im ersten Schritt über einen fachkundigen Tierarzt abklären zu lassen. Wenn psychische Erkrankungen zeitnah entdeckt und behandelt werden (i.d.R. in einer Kombination aus seriöser Verhaltenstherapie und der richtigen Medikation), sind die Heilungschancen sehr groß.

Den größten Teil des Buches „Black Dog“ verwendet die Autorin auf die ausführliche Beschreibung der verschiedenen psychischer Krankheiten.  Ein ganzes Kapitel ist der Depression gewidmet. Der Titel des Buches „Black Dog“ führt auf Winston Churchill zurück. Churchill litt unter Depressionen und nannte sie seinen „schwarzen Hund“.

Dr. Sandra Föltin beschreibt aber auch, was wir, als Hundehalter tun können, damit unsere Hunde psychisch stabil bleiben oder werden:  

  • Eine stabile und sichere Bindung zum Hund schaffen
  • Für artgerechte körperliche und geistige Auslastung sorgen
  • Dem eigenen Hund angepasste individuelle Interaktionen ermöglichen und zulassen
  • Einen guten Gesundheitszustand erhalten, insbesondere in Bezug auf Resilienzfaktoren
  • Insgesamt für gute Haltungsbedingungen sorgen

Besonders gut gefiel mir der Satz: „Machen sie Ihren Hund zum Helden seines Alltags, indem er viele Dinge für sich lösen, gestalten und erarbeiten kann!“

Das Buch „Black Dog“ gibt einen sehr guten und umfassenden Überblick über psychische Erkrankungen beim Hund. Ein Themengebiet, das noch nicht umfassend erforscht ist. Ergänzend dazu gibt es eine Videoseite mit Fallbeispielen, die die Autorin zusammen mit der Tierärztin und Verhaltenstherapeutin Maria Hense analysiert. Ich denke, dass das Buch betroffenen Hundehaltern, aber auch Tierärzten einen guten Einstieg ins das Thema geben kann. Außerdem hoffe ich sehr, dass „Black Dog“ Hundetherapeuten, als auch Hundetrainer sensibilisiert, die in der Regel oft die erste Anlaufstelle für ratlose Hundebesitzer sind.

Zur Autorin:

Dr. Sandra Foltin, studierte Psychologie und Jura in den USA, gründete in Deutschland einen Natur- und Tierschutzverein, startete das Projekt „Hunde-auf-Rädern“ (ein ehrenamtlicher Tierbesuchsdienst), machte eine Fortbildung zur tiergestützten Intervention. Sie studierte Biologie an der Universität Essen und promovierte zum Thema: „Orientierungsverhalten, Exploration und Kognition des Hundes mit Aspekten der Interaktion des Mensch-Hund-Teams“. Sie arbeitet mit Tierschutzhunden und ist im Beirat und Vorstand verschiedener Organisationen rund um den Hund. Sie ist Autorin mehrere Fachbücher und wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Sandra Foltin: Black Dog: Depressionen und andere psychische Erkrankungen beim Hund. – Nerdlen/Daun: Kynos Verlag, 2023. – ISBN 978-3-95464-311-0. – Preis: 26 Euro

Das sehr interessante und informative Buch wurde mir vom Kynos Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.


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